"Jessenin Lied"

Im kleinen Wald hat sich das Laub vergoldet,
auf Birkenrussisch sagt es keck Ade.
Ich seh die Kraniche mit ihrer Trauer zieh'n,
bedauer nichts und nichts mehr tut noch weh.


||:Ach, laß die Kraniche mit ihrer Trauer zieh'n,
    bedauer nichts, und nichts mehr tut noch weh. :||

Ich bin wie du ein Fremdling hier im Erdenhaus,
für kurze Zeit nur treten wir herein.
Indessen träumt der Hanf unter dem breiten Mond
sich in den himmelschwarzen Teich hinein.

Wie ich jetzt nackt, nackt unter meinesgleichen steh,
die Kraniche trägt sanft davon der Wind.
Ich denk an früher, wie wir puppenlustig war'n
und nichts von damals tut mir leid noch weh.

Um die vertanen Jahre ist mir gar nicht leid.
Sieh, wie der Flieder seine Seel verliert.
Im Garten brennt die rote Buche, doch es wärmt
ihr kaltes Feuer keinen, den es friert.

Die feuerrote Buche, sie verbrennt ja nicht,
das große Gelb bringt ja das Gras nicht um.
Und wenn der Baum die Blätter runtertaumeln läßt,
laß ich paar Worte fallen, traurig, stumm.

Und wenn der Wind die Worte auseinander treibt
und fegt zusammen Häufchen, Blatt zu Blatt,
dann seht ihr wie das Wäldchen mit dem gelben Laub
auf seine Art Ade geflüsstert hat.

Eva-Maria Hagen / Wolf Biermann Wir leben nur im Jetzt. Ab sofort!